15.7.2010
Mongolei - Ulan Bator

649-Flag

Da wir zum grossen Naadam Fest (Nationalfeiertag & traditionelles Fest), das jeweils vom 11.-13. Juli stattfindet, in Ulan Bator sein wollten, haben wir den schönen Baikalsee wieder verlassen und uns über Ulan Ude zur Grenze aufgemacht. Bereits einige Kilometer vor der Grenze hat sich die Landschaft verändert und man konnte erahnen, wie es in der Mongolei wohl aussehen könnte. An der Grenze hatte die uniformierte Wächterin des Eingangstors (Pförtnerin) gerade die Einfahrt vor unserer Nase zugesperrt. Grund: Die Mittagspause beginnt in einer halben Stunde! Da jedoch ein paar Minuten später ein „Privilegierter“ noch Einlass erhielt, bewegte dies die Dame, uns auch noch Einlass zu gewähren. Das ganze Aus- Einreiseprozedere ging dann innert nur drei Stunden über die Bühne. Das meiste was es da zu tun gab, konnten wir nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen. Aber die Leute waren nett und hilfsbereit. Wenn uns jemand gesagt hat wir sollen mit den ausgefüllten Formularen zum Auto gehen, dann kurz ins Auto geschaut wurde, wir mit den Formularen zwecks Stempel wieder in den ersten Stock geschickt wurden, haben wir das alles brav gemacht. Nach dem unser MANi mittels neuster Technik noch durchleuchtet (gescannt) und dabei nichts Auffälliges festgestellt wurde, durften wir mit dem Pass zur Ausreise Zollbeamtin. Nun wissen wir auch, warum man immer ein neustes Foto im Visum haben muss. Wir mussten uns bei der Kontrolle vor das Zollhäuschen stellen und der Zöllnerin ins Gesicht sehen. Sie hat dann mit dem Pass in der Hand verglichen – Blick in Pass, Blick aufs Gesicht, Blick in Pass usw – 4-5 mal, dann war sie überzeugt, dass es wirklich unsere Gesichter sind, die ihr da aus dem Pass entgegen blicken und hat den Ausreisestempel in den Pass gedrückt. Bei AB musste jedoch noch eine Vorgesetzte aus dem Hauptgebäude antraben und mit Unterschrift bestätigen, dass es so ist!!! (Er hat vergessen, sich am Morgen zu rasieren).
Am ersten Abend mussten wir ziemlich lange nach einem geeigneten Übernachtungsplatz suchen. Es gab nur Steppe, nichts wo man sich ohne von der Strasse aus gesehen zu werden, hätte hinstellen können. So sind wir halt am Schluss einfach auf einem Feldweg ein Stück in die Steppe gefahren und haben wohl von weitem wie eine Jurte ausgesehen, auf jeden Fall konnten wir ungestört wunderbar schlafen.
Bald hatten wir dann auch die Tore der Hauptstadt Ulan Bator erreicht – und was für eine Stadt! Wir mussten querdurch und das zur Hauptverkehrszeit (die geht von morgens 7.30 bis abends 19.30 Uhr). Im Schritttempo haben wir uns durchgequält, wurden von links und rechts überholt und wenn es mal zum Vordermann eine Lücke von ein paar Zentimetern gab, schwupps schon hat sich wieder einer reingedrängelt. Von den 2.5 Mio. Einwohnern der Mongolei wohnen schliesslich auch 1 Mio. in der Hauptstadt. Wir haben dann den MANi auf dem Parkplatz des Guesthouse Oasis abgestellt und uns vorgenommen, ihn erst wieder zu bewegen, wenn wir die Stadt verlassen. So sind wir dann per Bus in die Stadt gefahren und haben die paar Sehenswürdigkeiten angeschaut.
Für das Naadam-Fest haben wir Tickets gekauft und als erstes bei der Eröffnungsfeier zugeschaut. Das lief ähnlich ab, wie wir das bei uns auch kennen - Musik, Paraden, Einmarsch der Gladiatoren, Fallschirmspringer etc. Anschliessend fanden die ersten Ringer (Schwinger)-Wettkämpfe statt. Leider hat man nicht viel gesehen – wie bei uns in einem grossen Stadion – zu weit weg! Wir haben uns dann in das Gewühl um das Stadion gestürzt, das wiederum konnte man mit unserem Knabenschiessen vergleichen. Spiele, Verkaufsstände, Essbuden. Interessant war dann noch die Demonstration des Pfeilbogenschiessens. Wo man getroffen hat, wird durch eine bestimmte Art Hüpfen dargestellt, denn es gibt keine Zielscheibe sondern ein paar Lederbecher in der Grösse einer Cola-Dose, die in einer Reihe am Boden stehen und getroffen werden müssen. Uns ist nicht bekannt, wie das ganze benotet wird?? Aber am Schuss gab es einen Gewinner.
Da es mittlerweile aus Kübeln schüttete, haben wir in einem Zelt Zuflucht gesucht und sind dort auf ein hochinteressantes Spiel gestossen. Es sassen 4 Männer auf einem Kinder Holzschemmeli. Auf dem aufgestützten Oberschenkel hielten sie ein Holzleistchen von ca. 20cm Länge. Ziel war nun mit dem Mittelfinger, (Vorschrift) ein Knochenstückchen auf ein 5m entferntes Ziel zu spicken, dieses bestand ebenfalls aus zwei fingerhutgrossen Knochenstücken. Das ganze war eine sehr lärmige Angelegenheit, wurden die Spieler doch durch Schreie und Zurufe unterstützt oder abgelenkt. Wir haben jedoch weder den Spielplan noch das Punktesystem verstanden aber es gab auf jeden Fall einen Sieger!
Am Tag darauf wollten wir das viel gepriesene und in aller Welt bekannte Pferderennen anschauen. Nur wusste eigentlich niemand so genau, wo es stattfindet. Mit einem einheimischen, deutschsprechenden Führer machten wir uns mit einem Minibus Marke Toyota und weiteren12 in Worten zwölf Personen auf den Weg zum Pferderennen. Die Reise mit unbekanntem Ziel dauerte 2 1/2 Stunden!! (Rückfahrt 3/4Std.) Hauptstrassen wurden kurzzeitig in Einbahnstrassen umgewandelt, eine Stunde Richtung Nord, eine Stunde Richtung Süd. Ist ja klar, dass wir in der falschen Stunde in Richtung Pferderennen wollten. Der Fahrer des Kleinbusses mit den vielen Passagieren kannte jedoch Umfahrungs-Strassen. Wir wurden über Feldwege geschüttelt und gerüttelt. Bei einer Bahnunterführung war jedoch auch der Minibus noch zu hoch, um durch zu kommen. Der Driver erkundigte sich bei anderen Eingeborenen über Alternativen und setzte sich wieder ans Steuer um noch eine Schleife über 2 Hügel zu drehen (rumpel, schaukel, rumpel) und wir hatten immer das Ziel Pferderennstrecke vor Augen. Wir haben dann auch wirklich noch den Zieleinlauf des letzten Rennens mitverfolgen können!!
Nachdem die tagelangen Feierlichkeiten vorbei waren und auch die Ämter ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten, konnten wir problemlos unsere Visa noch um zwei Wochen verlängern und haben dann Ulan Bator in Richtung Gobi verlassen.